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[Event "?"]
[Site "?"]
[Date "2017.10.30"]
[Round "?"]
[White "L7"]
[Black "?"]
[Result "*"]
[ECO "A00"]
[Annotator "User"]
[PlyCount "25"]
[SourceDate "2017.10.30"]
[SourceVersionDate "2017.10.30"]
{Auf die Bedeutung des Zentrums wurde in früheren Folgen dieser Serie
eingegangen. In allen Schacheröffnungen spielt die Beherrschung der
Brettmitte bzw. die Bestrebungen, dem Gegner das Zentrum nicht zu überlassen,
eine wichtige Rolle. Was kann man in der Eröffnung tun, um im Zentrum Fuß
zu fassen? Mit der geradlinigen Methode (die Bauernzüge e2-e4, c2-c3 gefolgt
von d2-d4) beschäftigten wir uns in Folge 4. Dabei kommt es oft zu einem
schnellen Schlagabtausch und die Bauern im Zentrum verschwinden vom Brett,
Linien und Diagonalen sind geöffnet, die Könige werden mit der Rochade in
Sicherheit gebracht - ein offenes Spiel. Im letzten Beitrag standen
Gambit-Eröffnungen auf dem Programm. Dabei wird (meist) ein Bauer geopfert
und als Kompensation für diesen materiellen Nachteil verspricht sich der
Gambitspieler Zeit- und Raumgewinn, die er für eine schnelle
Figurenentwicklung nutzt, mit dem Ziel, die wichtigen Zentrumsfelder zu
kontrollieren. Es gibt aber auch Eröffnungen, in denen es ruhiger zugeht (d.
h ohne Materialopfer), in denen der Druck langsam aufgebaut wird. Ein
Paradebeispiel dafür ist die sogenannte Spanische Partie (oft auch kurz
Spanisch genannt), charakterisiert durch die Eröffnungszüge} 1. e4 e5 2. Nf3
Nc6 3. Bb5 {[#] Mit dem Läuferzug nach b5 verstärkt Weiß den Druck auf den
Zentrumsbauern e5. Von der latenten Drohung Lb5xc6 ist indirekt auch der
Bauer e5 betroffen. Wird der Springer getauscht, droht ein Bauernverlust,
nämlich durch Sf3xe5. Wohlgemerkt handelt es sich um eine latente Drohung,
denn in diesem Stadium der Eröffnung ist dieser Bauerngewinn noch unergiebig,
nach beispielsweise 3. …a6 4. Lxc6 dxc6 5. Sxe5 Dd4 gewinnt Schwarz durch
den Doppelangriff auf den Springer e5 und den Bauern e4 den soeben verlorenen
Bauern zurück. Da fragt man sich, warum stellt Weiß eine Drohung auf, die
er nicht bzw. nur ohne nennenswerten Vorteil durchführen kann? Hier berühren
wir die höheren Sphären des Schachspiels, den Bereich der langfristigen
Planung. Die Möglichkeit Lxc6 nebst Sxe5 kann später zu einer echten Drohung
mutieren, dann nämlich, wenn Weiß seinen Bauern e4 gesichert hat, so dass
der soeben skizzierte Bauernrückgewinn mit …Dd4 nicht mehr funktioniert.
Dieses Motiv spielt bei den nächsten Standardzügen der Spanischen Partie
eine Rolle: 3} a6 {Wie soeben dargelegt, ist 4. Lxc6 dxc6 5. Sxe5 Dd4 6.Sf3
Dxe4+ für Weiß unergiebig. Deshalb zieht Weiß den angegriffenen Läufer weg,
jedoch behält er das Ass (die Möglichkeit Lxc6) im Ärmel.} 4. Ba4 {Wenn
hier Lb5xc6 keinen Bauern gewinnt, so verhält es sich mit La4xc6 ebenso,
Schwarz nutzt also die gewonnene Zeit zur Figurenentwicklung, und Weiß macht
es ihm nach.} Nf6 5. O-O {[#] Der Springer f6 greift den Bauern e4 an, doch
das ficht Weiß nicht an: er rochiert. Schwarz könnte nun einen
Zentrumsbauern schlagen, 5. …Sxe4, und damit in die von der Theorie als
"offene Variante" bezeichnete Spielweise einlenken. Dagegen spricht
grundsätzlich nichts, Schwarz muss nur gewahr sein, dass er den Mehrbauern
nicht halten kann, sondern dass er ihn umgehend zurückgeben muss. Weiß hat
bereits rochiert und kann seinen f-Turm auf die e-Linie stellen, während der
schwarze König noch in der Brettmitte steht, eine potentiell gefährliche
Konstellation. Hier sind mehrere Fortsetzungen möglich: ist man mit der
Variante vertraut, kann man mit 6. d4 Verwicklungen herbeiführen. Kennt man
sich dagegen nicht so gut aus, wird man mit 6. Te1 den Bauern zurückgewinnen:
6. …Sc5 7. Sxe5 oder 6. …d5 7. Lxc6+ bxc6 8. d3 Sf6 9. Sxe5. In der
Praxis wird meist} Be7 {gespielt. Schwarz setzt seine Entwicklung fort und
schließt auch die e-Linie, deren Öffnung - wie wir gerade gesehen haben -
gefährlich sein kann. Jetzt aber könnte Schwarz auf e4 schlagen, deshalb
entschied sich Weiß in unzähligen Partien für} (5... Nxe4 6. Re1 Nc5 (6...
d5 7. Bxc6+ bxc6 8. d3 Nf6 9. Nxe5) 7. Nxe5) 6. Re1 {[#] Man sollte sich in
Erinnerung rufen, dass es in der Eröffnung immer um das Zentrum und speziell
hier um die e-Bauern beider Seiten, die sich bereits im ersten Zug dorthin
vorgewagt haben, geht. Weiß hat seinen e-Bauern mit dem Turm gedeckt und
bedroht nun den gegnerischen Bauern e5, der etwa nach 6. …0-0? tatsächlich
verloren ginge: 7. Lxc6 dxc6 8. Sxe5, und hier funktioniert die eingangs
erwähnte Aktion …Dd4 nicht mehr, der Bauer e4 ist ja geschützt (in der
Schachsprache "gedeckt"), Weiß kann einfach den Springer e5 nach f3
zurückziehen und den Mehrbauern behalten. Also muss Schwarz etwas für den
Bauern e5 tun. Dies geht hier (und ging auch schon zuvor) mit 6. …d6, aber
da ist 7. Lxc6+ bxc6 8. d4 für Schwarz nicht besonders angenehm, Weiß macht
sich zunehmend im Zentrum breit. Bewährt hat sich} b5 7. Bb3 O-O {[#] Mit dem
Erreichen dieser Stellung in der sogenannten geschlossenen Variante
(geschlossen deshalb, weil keine Bauern früh geschlagen wurden) ist die erste
Phase der Partie, von den ersten Bauernzügen bis hin zu den Rochaden beendet.
Die Figuren des Königsflügels sind vollständig entwickelt, nun folgen die
des Damenflügels, wobei beide Seiten darauf achten, dem Gegner möglichst
nicht zu viel Raum im Zentrum zu überlassen. Eine typische Entwicklung kann
z. B. so aussehen:} 8. c3 d6 (8... d5 9. exd5 Nxd5) 9. h3 Na5 10. Bc2 c5 11. d4
Qc7 12. Nbd2 Bd7 13. Nf1 {[#] Der Springer geht nach g3, später wird noch ein
Platz für den Läufer c1 bestimmt, b3 nebst Lb2 ist eine Möglichkeit.
Allmählich sind alle Figuren aktiviert, das Mittelspiel beginnt. Warum
"Spanische Partie"? Die Verbreitung des Schachspiels in Europa begann in
Spanien, wie u. a. in "Meyers Schachlexikon" dargelegt wird. Die Araber
brachten es im Zug ihrer Expansion auf die iberische Halbinsel mit. Die ersten
namentlich bekannten Schachspieler auf europäischem Boden lebten im 9.
Jahrhundert in Cordoba. Arabische Schachfiguren aus Bergkristall werden im 11.
Jh. in Urgel erwähnt und noch heute in einem Museum aufbewahrt. Der spanische
König Alfonso el Sabio ("der Weise") diktierte 1283 in Sevilla sein
hauptsächlich dem Schach gewidmetes Buch der Spiele; die ersten Schachbücher
wurden von Spaniern (Vincent und Lucena) verfasst. Das erste internationale
Turnier der Neuzeit in Form von Zweikämpfen fand 1575 in Madrid vor dem
spanischen König Philipp II. statt. Der beste Spieler jener Zeit war der
spanische Geistliche Ruy Lopez de Segura, der 1561 seine Schacherkenntnisse in
einem Lehrbuch zusammenfasste. Darin wird auch die Eröffnung 1. e4 e5 2. Sf3
Sc6 3. Lb5 behandelt, die deshalb in Deutschland die Spanische Partie und in
manchen anderen Ländern Ruy Lopez genannt wird.} *